Das Cave-Syndrom: Probleme mit gelockerten Corona-Maßnahmen
15. September 2021Soziale Kontakte sollten monatelang auf ein Minimum reduziert werden, um die Corona-Pandemie einzudämmen und weitere Ansteckungen zu verhindern. „Stay at home“ war das Motto, und wenn man dann mal draußen war, musste man Abstand halten und Maske tragen.
Die niedrigen Inzidenzwerte und der fortgeschrittene Impfstatus in Deutschland führen jedoch nun zu Lockerungen der Corona-Maßnahmen. Restaurantbesuche, Treffen in größeren Gruppen und sogar kleinere Veranstaltungen sind wieder möglich. Manche Menschen sind allerdings überfordert von den wiedergewonnenen Freiheiten und sozialen Möglichkeiten.
Erst musste man lernen, die sozialen Kontakte zu verringern, und jetzt muss man sich daran gewöhnen, wieder viele Menschen um sich zu haben. Während einige Menschen schnell umschalten und es kaum erwarten können, das Verpasste nachzuholen, fällt es anderen Menschen umso schwerer, sich an das Sozialleben zu gewöhnen. Solch eine soziale Unbeholfenheit äußert sich oft, indem die Personen lieber zu Hause bleiben, anstatt sich mit Bekannten zu treffen. Dieses Phänomen wird als Cave-Syndrom bezeichnet.
Was ist das Cave-Syndrom?
Cave kommt aus dem Englischen und bedeutet „Höhle“. Wie der Name schon andeutet, bleiben einige Menschen lieber in ihrer sicheren Höhle, statt nach draußen zu gehen. Es ist allerdings zu betonen, dass es sich dabei um eine normale Erscheinung nach monatelangem Social Distancing handelt und um keine tatsächliche Krankheit.
Die Angst, sich mit dem Corona-Virus zu infizieren, ist inzwischen antrainiert und andere Personen stellen hierbei eine mögliche Gefahr dar. Manche Menschen fühlen sich in ihrer Einsamkeit wohler. Dieses Gefühl verschwindet nicht von dem einen auf den anderen Tag. Jedoch ist das Cave-Syndrom eine vorübergehende Erscheinung und legt sich bei den meisten Menschen mit der Zeit.
Was kann man dagegen tun?
Wichtig ist, sich entgegen des vorherrschenden Gefühls der Angst nach draußen zu wagen und Einladungen von Freunden anzunehmen. So gewöhnt man sich wieder an den Umgang mit mehreren Personen und legt Schritt für Schritt die soziale Unbeholfenheit ab. Außerdem sollten Betroffene des Cave-Syndroms ihre Probleme offen und ehrlich mit dem sozialen Umfeld kommunizieren, um dem Gegenüber nicht das Gefühl von Desinteresse zu geben.
Das soziale Umfeld wiederum sollte den Betroffenen Toleranz und Verständnis entgegenbringen. Statt sich direkt in einer Bar zu treffen, bietet sich beispielsweise ein Spaziergang im Park an. So gewöhnen sich Betroffene langsam wieder an das Sozialleben und merken, dass es keinen Grund zur Sorge gibt. Man muss sich nicht sofort in den Alltag wie vor Corona stürzen, sondern kann sich langsam vorantasten. Entwickelt sich jedoch eine krankhafte Angst vor dem sozialen Miteinander, ist eine psychotherapeutische Behandlung empfehlenswert.
Vorsicht ist nichtsdestotrotz weiterhin geboten, denn die Delta-Variante des Corona-Virus ist besonders ansteckend und nicht zu unterschätzen. Versuchen Sie, einen guten Mittelweg zwischen sozialen Kontakten und dem Schutz vor Ansteckung zu finden.
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